Benjamin
Vorhin war wieder Lärm gewesen. Ich befürchtete einmal wegen dem Topf und dann noch zwischen der Braut und Kay. Was stellte sich dieser Kerl auch so dumm an!? Er musste doch nur etwas nett zu ihr sein und bekam dann vielleicht mehr als nur Blut. Aber es war ja seine Entscheidung und ich würde mich da ganz sicher nicht einmischen. Meine Arbeit war für heute erledigt. Ich öffnete das Fenster und die Tür zu meinem Büro, damit mal frische Luft durchs Zimmer wedelte. Es tat mir wirklich leid mit dem Mädel, was für den zerbeulten Blumentopf verantwortlich gemacht wurde...

Mia
Ob es hier so etwas wie ein musikzimmer gab? Mit einem Klavier oder sogar einem Flügel? Das wäre schön gewesen. jedoch wollte ich hier nicht herum rennen wie eine Bekloppte, im Zimmer hielt ich es aber auch nicht mehr aus. Leise verließ ich mein Zimmer und ging durch den Eingang der Eingangshalle nach draußen. Ich ging ein paar Schritte in den angrenzenden Wald hinein, ehe ich mich dort niederließ und zu der Villa hoch sah. Welche Fenster davon wohl zu Kays Zimmer gehörten?

Mia
Schließlich legte ich mich auf dem Rücken hin, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah gedankenverloren in den Himmel. Es war für mich immer noch unglaubwürdig, dass ich bei einem Vampir lebte und er bereits Blut von mir getrunken hatte. Ich grübelte und grübelte darüber, wie ich die Stimmung zwischen uns bessern konnte, doch ich hatte keine Ahnung. Das Nachdenken bereitete mir Kopfschmerzen, also stand ich wieder auf. Dann würde ich eben noch etwas durch die Villa streifen. Wahllos öffnete ich unzählige Türen, ohne wirklich darauf zu achten, was sich in den Zimmern befand. Aber dann sah ich einen großen, schwarzen Flügel in einem ansonsten leeren Raum stehen. Mein Herz pochte sofort schneller, als ich das Instrument erblickte. niemanden hatte ich erzählt, dass ich Klavier spielen konnte. Früher hatte ich es heimlich von unserem damaligen Nachbarn gelernt. Wie angezogen von dem Flügel ging ich zu ihm und strich mit den Fingern über seine Oberfläche, ehe ich mich auf den Hocker setzte. Durch den leeren Raum würde die Lautstärke beim Spielen noch vergrößert werden. Zögernd begann ich zuerst einzelne Töne zu spielen, ehe die Musik mich vollständig in seinen Bann zog. Ich überlegte nicht lange und begann Comptine d´un autre été zu spielen. Ein wunderschönes Stück, was mich traurig stimmte. Eine Träne rollte beim Spielen über meine Wange, doch ich wischte sie nicht weg. In mir kamen die Erinnerungen zurück und ich schloss die Augen, um die ganze Vergangenheit nochmals vor mir zu sehen. Aufhören mit spielen tat ich nicht, denn ich kannte das Stück auswendig und machte keinen einzigen Fehler

Benjamin
Ich hatte aus dem Fenster geschaut, als auf einmal Klaviertöne durch die Villa klangen. Eine wunderschöne Melodie, so schön aber auch so traurig. Ich verharrte auf der Stelle und ließ zu, dass die musik mich vollkommen in seinen Bann zog

Mia
Ich merkte nicht, wie alles um mich verdächtig ruhig wurde. Auch die Anwesenheit einer gewissen Person konnte ich nicht erspüren. Meine Finger flogen schnell über die Tasten und ich ließ das Lied langsam ausklingen, um das nächste beginnen zu lassen. Es war La Valse D'Amelie . Ebenfalls von Yann Tiersen. Jedes seiner wunderbaren Klavierstücke konnte ich spielen. Die raschen, aber trotzdem sanften Töne klangen durch das Haus und erst als ich die Töne dieses Liedes verstummen ließ, öffnete ich die Augen. Ich war von einer tiefen Ruhe erfüllt und sah auf die Tasten des Klavieres. Wie in Zeitlupe stand ich auf und klappte den Flügel wieder zu, obwohl ich am liebsten weiter gespielt hätte

Benjamin
Ein neues Stück und eben so fantastisch. War es der Vampir? Nein, ich bezweifelte dies. Er hatte lange nicht mehr gespielt. Also konnte es nur noch die Braut sein. Was würde Kay gerade machen und nun von dem Mädchen denken? Sah er sie vielleicht jetzt ganz anders, weil sie anscheinend die Leidenschaft zur Musik genau so wie er teilte?

Mia
Ich hatte der Tür den Rücken immer noch zugedreht und sah mit sehnsüchtigen Blick auf den Flügel. Die Stimme, die ich dann hörte, ließ mich leicht zusammen zucken, da ich eigentlich gedacht hatte, ich wäre alleine. Den Blick wandte ich von dem Flügel ab und sah direkt in die Augen von Kay. Auch wenn ich vorhin noch so stinksauer auf ihn gewesen war, jetzt war ich es nicht mehr. Wie ich eben schon gedacht/gesagt hatte, war ich von einer tiefen Ruhe erfüllt. "Ja, das waren die beiden Lieder", sagte ich und lächelte leicht. "Dann nehme ich das Angebot an...das ist dein Flügel, oder? Spielst du mir etwas vor?" Den Blick hatte ich kein einziges Mal von seinen Augen abgewandt, da sie mich in ihren Bann zogen. Scheiß Vampir. Ich räusperte leise und zwang mich, von ihm weg zu sehen. Was mir auch gelang

Benjamin
Wehmütig hörte ich die letzten Töne verklingen, dann war es wieder still im Haus. Es war, als hätten sogar die Vögel der Melodie gelauscht, denn erst jetzt hörte ich sie wieder singen. Oder es lag daran, dass ich mich davor nur auf die Musik konzentriert hatte. Seufzend ließ ich mich auf meinen Stuhl nieder, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Was Ciara wohl grade machte?

Mia
Ich stellte mich schräg hinter ihn hin, sodass ich auf seine Hände schauen konnte. Das...das Lied kannte ich! Es war mein absolutes Lieblingsstück früher gewesen. Und war es jetzt auch noch. Meine Finger kribbelten. Ich wollte mitspielen, nur alles ein oder zwei Oktaven höher. Zögernd setzte ich mich neben Kay auf den Hocker und sah noch ein paar Sekunden auf seine Hände, ehe ich meine auf die Tasten legte, die sich in den beiden obersten und höchsten Oktaven befanden. Sobald Kay in den tieferen Oktaven spielte, spielte ich die selber Melodie auf den beiden obersten. Nur leise, denn Kays Töne sollten im Vordergrund stehen und meine nur leise im Hintergrund. Da Kay aber auch an manchen Stellen die höheren Oktaven brauchte, nahm ich dann meine Hände von den Tasten damit er Platz hatte und ließ ihn alleine spielen, um dann wieder einzusetzen, wenn er wieder tiefere Töne spielte

Benjamin
Ich erkannte den Unterschied sofort, als ein neues Lied erklang. Man merkte, dass der Vampir spielte, denn seine Stücke waren meistens immer etwas mehr dramatisch. Doch dann setzte jemand auf den höheren Oktaven ein und begleitete Kay, wenn er tiefere Töne spielte. Bei seinen höheren Stimmen verklangen die Töne der Braut. Sie...sie spielten zusammen. Und es klang wundervoll. Das Lied war gleichzeitig hell, aber auch dunkel

Mia
Ich hatte schon vermutet, dass Kay mich anschreien würde, weil ich einfach so mit gespielt hatte. Sobald er geendet hatte, endete auch ich und nahm meine Hände von den Tasten. Den Blick hatte ich gesenkt, hob ihn aber, als Kay aufstand und zur Tür ging. "Kay...warum rennst du eigentlich immer weg, wenn irgendjemand in deiner Nähe ist? Du sagst dann immer, dass du arbeiten musst, a-aber...so viel Arbeit kann es doch gar nicht geben...selbst jetzt, obwohl du das Klavier spielen so magst, dass sehe ich dir an...ich versuche dich kennenzulernen und zu erfahren, was ich machen darf und was nicht. Aber-", doch ich verstummte. Warum hatte ich ihn das gefragt? Ich hatte keine Ahnung. "Verzeih' mir bitte ", sagte ich kaum hörbar und senkte den Blick wieder.

Benjamin
Diese Melodie ließ meinen Kopf leer werden, sodass ich über gar nichts mehr nachdenken konnte und einfach der Musik lauschte. Schließlich endete auch diese, doch keine neue setzte ein. Stille. Ich war in eine Art Trance gefallen, reckte mich aber nun wieder und stand auf. Draußen war es schon dunkel. Puh, ging das heute schnell. Dann konnte ich mich ja auch schlafen legen, da ich eh nichts mehr zu tun hatte. Seufzend verließ ich mein Büro und ging in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett setzte und an die Wand

Mia
Ich hob den Blick nicht, als er sprach. "Wenn du Hilfe brauchst...ich würde dir sehr gerne helfen, wenn ich es kann...", sagte ich leise, doch ich wusste, dass er mich trotzdem hörte. Ich wartete, bis seine Schritte auf dem Flur verklangen, erst dann sah ich nochmals auf die Tasten und legte meine Hände vorsichtig auf diese. Nur noch ein letztes Lied. Nur um meine Traurigkeit tief in mir der Welt zu zeigen. River flows in You war dafür perfekt und so begann ich dieses schöne Lied zu spielen. Ich spielte dieses Lied länger als nötig, doch schließlich endete ich und klappte den Flügel wieder zu. Leise verließ ich das Zimmer und zog die Tür hinter mir zu, ehe ich durch die beinahe finsteren Flure zu meinem Zimmer ging

Benjamin
Doch noch ein Lied! Nur es klang so traurig, doch es beruhigte mich. Ich legte mich in mein Bett, deckte mich etwas zu und ließ mich von dem Lied in den Schlaf wiegen. Obwohl ich es schon oftmals gehört hatte, wurde mir erst jetzt bewusst, dass Musik einen wirklich in den Schlaf singen konnte

Mia
Sobald ich in meinem Zimmer war, zog ich mir die Sachen aus und nur ein Shirt über die Unterwäsche, welches ich im Schrank fand. Ich legte mich ins Bett, war aber viel zu munter um einfach so schlafen zu gehen. Eine Weile rollte ich mich hin und her, ehe ich wieder aufstand. Ach ja, ich wollte ja abhauen. Mir war zwar bewusst, dass es eine 08/15 Idee war, aber versuchen wollte ich es. Wie eine Maus stahl ich mich aus meinem Zimmer und huschte den Flur zur Eingangshalle entlang. Gut, bis jetzt war mir keiner gefolgt. ich legte die Hand auf die Klinke der Eichenholztür und zog sie einen Spalt auf. Doch dann bewegte ich mich nicht mehr, sah einfach nur mit traurigen Blick nach draußen. Was erwartete mich dort? Kay hatte recht gehabt. Wenn ich eines Tages wirklich gehen dürfte, würde ich es doch nicht tun. Da draußen hatte ich nichts und niemanden, kein Geld, keine Freunde, keine Unterkunft. Dort würde ich sterben, verhungern, ermordet werden, verdursten. Und das wahrscheinlich innerhalb einer Woche. Mir blieb nichts anders übrig, als hier zu bleiben. Hier war es besser als draußen. Ich machte die Tür wieder zu und sie fiel leise ins Schloss. Aber dann zog ich mich nicht in mein Zimmer zurück, sondern ließ mich auf einen Sessel in der Eingangshalle nieder, der von völliger Dunkelheit umgeben war. Auf diesem Sessel rollte ich mich zusammen und schloss die Augen. Für immer würde ich hier bleiben müssen...